Lüül – das ist fast 40 Jahre Musikkarriere »Made in Berlin«. Lutz Ulbrich, wie Lüül mit bürgerlichem Namen heißt, gründete 1967 mit gerade mal 16 Jahren die Berliner Kultband Agitation Free. Zusammen mit Christoph Franke spielte er insgesamt drei LPs ein und ging noch vor seinem Abitur mit der Band auf eine Nahost-Tournee, um den deutschen Progrock international zu verbreiten. Von da an kann Lüül auf eine bewegte Karriere zurückblicken, kaum etwas hat er ausgelassen. Nach seiner Zeit bei Agitation Free tritt er zunächst der Band Ash Ra Tempel bei, mit der er weitere Alben produziert und durch Europa tourt. Besonders prägend war die sich daran anschließende Zeit mit der Sängerin Nico, die auch den amerikanischen Künstler Andy Warhol als Muse inspirierte. An ihrer Seite lebte und tourte Lüül durch Europa und die USA. Ein legendäres Konzert zusammen mit John Cale im New Yorker CBGB’s gehört genauso zu seinen Erfahrungen wie die Arbeit als Bühnenkomponist beim Reineke Fuchs Theater oder sein Mitwirken an dem preisgekrönten Film »Nico-Icon«. Auch als Solokünstler ist Lüül – dieses Mal mit deutschen Texten – erfolgreich, »Morgens in der U-Bahn« wird sein größter Hit. Seit 1995 ist Lüül Mitglied der legendären 17 Hippies, die mit ihrem wilden Folklore-Mix Zuhörer aller Altersgruppen gleichermaßen begeistern. Mit ihrer ungewöhnlichen Musik hat die Berliner Band inzwischen Kultstatus erreicht, nicht zuletzt durch ihren Auftritt 2002 als Straßenmusiker in Andreas Dresens preisgekröntem Film Halbe Treppe, für den sie zugleich den Soundtrack lieferte. Danach komponierte die Band wiederum sehr erfolgreich die Filmmusik zu Tigeraugen sehen besser. Selbst einen Weltrekord kann Lüül zusammen mit den 17 Hippies verzeichnen: nämlich 17 Konzerte an einem einzigen Tag. Neben seiner kontinuierlichen Arbeit mit den 17 Hippies nimmt sich Lüül Zeit für weitere eigene Produktionen. Sein letztes Album hieß Damenbesuch, das den Vierteljahrespreis der deutschen Schallplattenkritik erhielt. Nun teilt Lüül seine Erfahrungen offen, humorvoll, selbstironisch und bisweilen auch kritisch in seiner Autobiografie mit. So erfährt man von erfolgreichen, aber auch aus Schüchternheit verpassten Groupieliebeleien, Drogentrips, strippenden Bandmitgliedern und nicht zuletzt internen Zwistigkeiten in den verschiedenen Bands. Ein Stück deutsche Musikgeschichte, die zu lesen nicht nur aufschlussreich, sondern auch außerordentlich unterhaltsam ist.